SoleX Heute

aus unserem Magazin “Nasenwärmer” 1-2006

Roland Garros

Roland Garros

Neues auf und von dem Solex-Markt

von Peter Alpers und Dieter Müller

Rückblick: Wie ihr wahrscheinlich wisst, hatte Motobécane die Fa. Sinfac und die Marke „VeloSolex“ übernommen und stellte bis 1988 die Solex in bekannter Form her. Im Jahre 1988 wurde in Frankreich die Produktion eingestellt, und die Rechte am Fahrzeug und die Produktionsanlagen übernahmen einige ehemalige Solextechniker, um in China die Produktion erneut aufzunehmen. Daraus wurde jedoch nichts, und die Anlagen lagerten jahrelang im Hafen von Marseille. Anfang der 90er Jahre, nach Öffnung des eisernen Vorhangs, kaufte eine ungarische Investorengruppe die Anlagen und baute in Ungarn eine neue Produktion auf. Die so genannte „Ungarn-Solex“ mit Schriftzug „S 4800“ wurde in mehr oder weniger großen Stückzahlen hergestellt und auch in Deutschland verkauft. Die Firma AT Zweirad in Altenberge bei Münster war/ist der Alleinimporteur für Deutschland und schaffte es durch alle bürokratischen Hemmnisse und Abgasvorschriften, die Solex auf dem deutschen Markt zu etablieren. . Bis 2002 wurde in Ungarn produziert, bis die Investorengruppe ausschied und die Produktionsfirma Konkurs anmeldete. (siehe Nasenwärmer 3/2003) Nichtsdestotrotz ging und geht die Produktion weiter.

Stand Februar 2002

Zu lesen war in der Zeitschrift „Motorrad“ Nr. 21 (30.9.2005) ein Test über die Black ´n Roll S4800 D. In diesem Artikel wurde von dem Verfasser berichtet, dass die Produktion der Ungarn-SoleX Ende 2002 eingestellt wurde! Ein Schelm, wer Böses dahinter vermutet. Tatsache ist: Es wird weiter produziert und Ersatzteile sind weiterhin lieferbar. Ja, vielleicht nicht in der Menge und Stückzahl - aber sie gibt es.
Gerüchteweise hört man, dass der Hersteller sich um die Homologation/Zulassung für die EU in einem europäischen Land bemüht. In Deutschland ist offensichtlich solch eine Zulassung zu teuer und zu stark durch Bürokratie behindert.Eine offizielle Stellungnahme des Importeurs (AT Zweirad) war trotz mehrfacher Telefonanrufe nicht zu erhalten.

HD28c
China-SoleX

So ziemlich zeitgleich zu dem Aufbau der Produktion der Solex in Ungarn wurde in China die Solex 3800 kopiert. Anfänglich wurden nur Motoren produziert, die auf einen furchtbar grobschlächtigen Fahrradrahmen montiert wurden. Die Lieferfirma war: Firma Dong Tian Enterprise Co. Ltd in Hangzhou. Später schickte M Menesson (Sohn des Erfinders) seinen Techniker, ausgerüstet mit Blaupausen, nach China zum Aufbau einer Produktion. Es gab 2 Ausführungen - den Nachbau einer Velosolex S3800 und ein China-Modell HD 48 C mit leichterer Bauform und 40 Km/h schnell. Grundlage war immer der Reibrollenantrieb auf dem Vorderrad. Einige von diesen Solex-Nachbauten sind auch nach Deutschland (siehe Nasenwärmer 1/2001) und in die Benelux-Länder importiert worden.

Siehe auch China-Solex - Heft 1/2001

Black'n Roll

Black'n Roll

So weit, so gut

Die Markenrechte „Velosolex“ waren mittlerweile an die Weltfirma Magnetti Magnelli gegangen. In den USA hat sich ein ehemaliger Importeur die Markenrechte an „Velosolex“ eintragen lassen.

Auch ohne die Markenrechte hat so ca. 2003 die französische Firma Mopex den Versuch gestartet, die Velosolex in der Ausführung der 3800er wieder auf den Markt zu bringen. Sie nannte diese Solex „Black n’ Roll“. (siehe auch Nasenwärmer 2 + 3/2003) Die Werbung gelang wohl sehr gut und es meldeten sich eine Menge Interessenten. So ließ die Firma Mopex anhand von Originalplänen in China die zum Bau der „Black n’ Roll“ notwendigen Teile produzieren und errichtete in der Nähe von Lille mit finanzieller Hilfe u. a. der EU ein Werk, in dem die „Black n’ Roll“ eben aus den chinesischen und mittlerweile auch wieder französischen Teilen zusammengebaut wird. Sie entspricht den aktuellen europäischen Sicherheits- und Abgasanforderungen. Wie man sieht, ist die „Black n’Roll“ mit zwei Trommelbremsen ausgestattet. Sie hat einen Tacho und eine Hupe. Außerdem einen Katalysator und eine Bremslicht. Auch der Scheinwerfer entspricht jetzt den europäischen Bestimmungen.

BNR1

Black'n Roll Tacho

"China"-SoleX oder Black ´n Roll oder S4800 - Blacknroll/BRN
(Bezeichnung des Importeurs)

Um die Black ´n Roll ist es relativ ruhig. Der Importeur bemüht sich sicher redlich, die Geschichte am „Rollen“ zu halten. Aber ihm sind natürlich auch Grenzen in Form des Herstellers gesetzt. Das zumindest zeigen auch hier Lieferschwierigkeiten, was die Ersatzteile angeht.

Das sieht vielleicht negativ in manchen Augen aus. Objektiv betrachtet, können wir trotz dieser kleinen Hemmnisse zufrieden sein.

Teilesituation

Austauschbarkeit der Teile von beiden Produktionsstätten untereinander ist nicht immer möglich z.B.

Kurbelgehäuse - nein Benzinpumpe - ja
Kupplungsgehäuse - nein Zylinder - ja
Reibrolle - nein Kolben - ja Etc.

Mit anderen Worten: Jeder „Fall“ muss untersucht werden, bis wir genug Erfahrung gesammelt haben.

Vorab habe ich schon die ins Auge fallenden Unterschiede zu den französischen bzw. ungarischen Motoren in einem anderen Artikel des Magazins dargestellt. Dazu kann nur ergänzend gesagt werden, dass die Black ´n Roll Gussteile (Kurbelgehäuse etc. so gut wie nicht entgratet sind und alles etwas grober gearbeitet ist. Aber, wie gesagt, es funktioniert!
Es gibt auch Positives zu berichten: Es bemühen sich europaweit einige Personen, um nicht mehr lieferbare Ersatzteile nachfertigen zu lassen z.B. Reifen für die 5000, die 600er Reifen für die alten Modelle, die kleinen runden Scheinwerfer in der Motorabdeckung etc. Man könnte hier noch viele Teile aufzählen, die inzwischen lieferbar sind.
Solange wir unser geliebtes Vehikel weiterhin am Laufen halten können, ist eigentlich die Welt in Ordnung!
Der versprochene Test des Black ´n Roll Motors konnte wegen des Winters noch nicht durchgeführt werden. Er wird in der Sommerausgabe des Nasenwärmers erscheinen. D. Müller 21.2.2006

Die Darstellung, wer wann die Solex im Anschluss an die Fa. Sinfac hergestellt hat und welche Firmen und welche Personen wie und wann damit zu tun hatten, ist nach Dieters Meinung, etwas zu kurz geraten. Aus redaktionellen Gründen ging es nicht gründlicher. Anm. d. Red.

Völlig neu!!!!!!

Etwas völlig neues im Solex-Look und unter dem Original-Markennamen „Solex“ wurde und wird im Internet das „eSolex“ vorgestellt. Sieht es aus wie eine Solex? Urteilt selbst:

Dieses von Pininfarina entworfene Modell ähnelt nur der guten alten Solex. Statt des Motors mit einer Reibrolle auf dem Vorderrad, ist bei dieser eSolex ein kleines Fach für Werkzeug (oder soll es als Kosmetikkoffer dienen). Der elektrische Antrieb befindet sich in der Hinterradnabe und der „Saft“ kommt aus der Steckdose. Die Batterie befindet sich im Rahmen. Platz ist dort für zwei Batterien. Die „eSolex“ soll 35 km/h schnell sein und soll einen Radius von 30 km haben. Wie bei der klassischen Solex kann das Gefährt auch per Pedalkraft gefahren werden. Ob gleichzeitig, wie bei der alten Solex, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Ob diesem Modell Erfolg beschieden sein wird, ist abzuwarten. Der neue Inhaber der Namensrechte, die Cible-Gruppe, glaubt es jedenfalls aufgrund einer Marktanalyse. Danach würde die angepeilte Zielgruppe der 15-30jährigen ein umweltfreundliches aber erkennbar wie eine Solex aussehendes Gefährt bevorzugen. Warten wir es ab.

Die Meinungen zu diesem „Solex“-ähnlichen Gefährt sind jedenfalls sehr unterschiedlich. Schaut man sich mal im Internet in den verschiedenen internaltionalen Foren um, geht die Meinung von „Fürchterliche Fälschung“ bis hin zu uneingeschränkter Zustimmung. Ob jedoch klassische Solex-Fans mit diesem Fahrzeug auf einer Ausfahrt erscheinen mögen, ist fraglich. Ich jedenfalls nicht. Peter Alpers

eSoleX

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